Essay
»Ruslan und Ludmilla« oder die Welt des Michel Fokine
Wiederholte Male müsse man einer Vorstellung von »Ruslan und Ludmilla« beiwohnen, ehe sich einem alle Vorzüge der Oper erschließen; gleich jener „sehr gelehrten Bücher“, die es „viermal zu lesen gilt, um alles zu verstehen, […] alles zu bewundern“, konstatiert Journalist Ossip Senkowski in seiner Kritik der Uraufführung am 27. November 1842 im Bolschoi-Kamenny-Theater in Sankt Petersburg. Lange Zeit spaltet Michail Glinkas Märchenoper die Gemüter und hält sich das Bonmot des Komponisten Michail Wielhorski, dass es sich bei »Ruslan und Ludmilla« um eine ‚chose manquée‘ – ‚Panscherei‘ – handle. Auch Tschaikowski formulierte später geringschätzig: „Ruslan war kein Meisterwerk. Es war nur ein magisches Spektakel, begleitet von hervorragender Musik, zu schwierig für die Ausführung“.