Bayerisches Junior Ballett München
Choreografie | |
Musik | »Lieder eines fahrenden Gesellen« (1883–1885) |
Kostüme | John F. Macfarlane |
Bühnenbild | John F. Macfarlane |
Einstudierung | Shirley Esseboom, Stefan Zeromski |
Licht | Jennifer Tipton |
Unter dem Lindenbaum,
Der hat seine Blüten über mich geschneit,
Da wußt' ich nicht, wie das Leben tut,
War alles, alles wieder gut!
Alles! Alles, Lieb und Leid
Und Welt und Traum!
Aus “Die zwei blauen Augen von meinem Schatz” in Gustav Mahlers »Lieder eines fahrenden Gesellen«
Jeder von uns ist allein auf seiner Reise durch diese Welt. Die Metapher der Reise oder Wanderung ist und bleibt allgegenwärtig in der Kunst. Gustav Mahlers bedeutender Beitrag zur deutschen Liederzyklus-Tradition, »Lieder eines fahrenden Gesellen«, stellt die Liebe in all ihrem Facettenreichtum dar. Mahler beschreibt einen unglücklich verliebten jungen Mann, der durch die Welt ziehen muss, um in der Schönheit der Natur Trost zu finden. Die Musik steigert sich zu einem Ausbruch von Schmerz und Verzweiflung, bevor sie in einer Art Auflösung – den Frieden des Schlafes oder Todes – mündet. Mahler hat die Gedichte, die er in diesem Zyklus vertont, selbst verfasst, was auf einen autobiografischen Charakter des Werkes hindeutet.
Jiří Kyliáns Ballett aus dem Jahr 1982 erinnert an die frühen, neoklassischen Werke des Choreografen. Doch der Entstehungsprozess markiert einen Wendepunkt in seiner Karriere. Kylián war gerade aus seiner Heimatstadt Prag zurückgekehrt, als er mit der Arbeit an dem Werk begann – der erste Besuch seit seiner Flucht im Frühjahr 1968. Entstanden ist ein Ballett, das zwischen überwältigender Trauer und reinster Freude oszilliert. Kylián, der für seine ganz besondere Musikalität bekannt ist, spiegelt die Nostalgie und den Schmerz von Mahlers Partitur mit weichen, fließenden Phrasen wider, die von unzusammenhängenden gestischen Staccati unterbrochen werden. Großartige Hebungen lassen die Körper der Tänzerinnen auf meisterhafte Weise durch die Luft schweben.
Uraufführung am 11. Juli 1982 beim Nederlands Dans Theater im Zirkustheater Scheveningen
Erstaufführung am 26. März 2023 im Rahmen einer Matinee der Heinz-Bosl-Stiftung im Nationaltheater München