Bayerisches Junior Ballett München
Choreografie | |
Musik | 3. Satz aus »Tombeau de Couperin« (1914–1917), »Pavane pour une infante défunte« (1899) |
Kostüme | Joke Visser |
Bühnenbild | Jiří Kylián |
Einstudierung | Shirley Esseboom |
Licht | Joop Caboort |
Als Jiří Kylián sein erstes Stück für das Nederlands Dans Theater II schuf, wollte er den jungen Tänzern eine choreografische Etüde widmen, die ihre Musikalität fördern, ihnen die Kunst des Pas de deux nahebringen und ihre allgemeine künstlerische Sensibilität weiterentwickeln sollte. »Un Ballo« wurde 1991 in den Niederlanden uraufgeführt und befasst sich mit universellen Themen der Vergänglichkeit und des Vergehens. Beeinflusst wurde Kylián von Maurice Ravels persönlichen Widmungen: Jeder Satz der »Tombeau de Couperin« ist einem im Ersten Weltkrieg gefallenen Menschen gewidmet, mit Ausnahme der »Pavane pour une infante défunte«, die einer sehr jung verstorbenen Prinzessin in der spanischen Königsfamilie des 17. Jahrhunderts gewidmet ist.
Kylián ist berühmt dafür, im Proben- und Schaffensprozess mit Bildern zu arbeiten. Während der Entstehung von »Un Ballo« beschäftigte er sich mit Diego Velásquez' Porträts von spanischen Prinzessinnen: „Obwohl diese verletzlichen Kindergesichter so einfühlsam gemalt sind, können sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Tod immer präsent ist. Und ihre kunstvollen Kleider werden vom Maler mit fast nachlässigen Pinselstrichen skizziert, die die Vergänglichkeit des Lebens symbolisieren. Ich habe kaum je eine Darstellung gesehen, in der die Tiefe und die Flüchtigkeit des Lebens so nahe beieinanderliegen wie in den Gemälden von Velásquez.“
»Un Ballo« entstand in einer Schaffensperiode, die für Kyliáns „Schwarz-weiß-Ballette“ bekannt ist. Jedes Werk aus dieser Phase öffnet den Blick auf ein ganz eigenes theatralisches Universum. Das gilt auch für »Un Ballo«. Wenn sich der Vorhang hebt, entzünden die Tänzer in aller Stille ein Meer von Kerzen, das sich später in die Luft erhebt und das ganze Ballett auf magische Weise überstrahlt.
ÜBER JIŘÍ KYLIÁN
Jiří Kylián begann seine choreografische Karriere schon als Student des Konservatoriums in Prag und dann später als Tänzer bei John Cranko am Stuttgarter Ballett. Danach leitete er mehr als ein Vierteljahrhundert lang das Nederlands Dans Theater und schuf ein Œuvre von mehr als 100 Balletten. Neben anderen bedeutenden Auszeichnungen wurde 2019 Kylián in die Académie des Beaux Arts in Paris aufgenommen, in einer speziell für ihn geschaffenen Kategorie für Choreografie.
Uraufführung am 17. Januar 1991 beim Nederlands Dans Theater II
Erstaufführung am 11. November 2018 im Rahmen der 40 Jahre Jubiläums-Matinee der Heinz-Bosl-Stiftung im Nationaltheater München