Bayerisches Junior Ballett München

3/4 Preludes

Choreografie
Musik »Three Preludes« (1926)
Kostüme Susanne Stehle

Als die Junior Company 2010 gegründet wurde, sollte ein Repertoire aufgebaut werden, das die künstlerische Entwicklung der Tänzer durch ein breites Spektrum an choreografischen Stilen fördert. Zu dieser Zeit tauchte Richard Siegal als aufregende neue choreografische Stimme auf. Als er sein Stück »The New 45« zur Unterstützung des jungen Ensembles beisteuerte, begann eine fruchtbare Zusammenarbeit. »The New 45« wurde fünf Jahre hintereinander immer wieder neu einstudiert und war – wo immer die Company auftrat – ein Publikumsliebling. Das Stück gab mehreren Tänzer-Generationen die Möglichkeit, die spielerischen Nuancen der Bewegung mit ihrer eigenen Individualität als Tänzerpersönlichkeit auszufüllen.

Nach diesem Erfolg kam Richard Siegal 2016 nach München, um speziell für die Tänzer der Junior Company ein neues Werk zu schaffen. Zu den berühmten Klavierstücken von George Gershwin choreografierte Siegal ein Werk, das jede einzelne von Gershwin erdachte Note in Bewegung übersetzt. Siegal, schon immer fasziniert von Synkopierung und afro-karibischen Rhythmen, zerlegt nicht nur gängige Ballett- und Bewegungsphrasen, sondern setzt diese zu neuen Bewegungsclustern zusammen. Bekannt für seinen Perfektionismus, stellt der Choreograf aber auch hier die Menschen – seine Tänzer – in den Vordergrund.

George Gershwin beabsichtigte, einen Zyklus von 24 Präludien zu schaffen. Kurz nachdem er 1926 die ersten fünf bei einer Soirée im Roosevelt Hotel in New York City aufgeführt hatte, verwarf er die Idee jedoch und veröffentlichte ein Jahr später eine kurze Sammlung von drei Klavierstücken. Zu einer Zeit, in der der Komponist 1924 seine berühmte »Rhapsody in Blue« und 1925 »Concerto in F« geschrieben hatte, enthält »Three Preludes« einige der bekanntesten und beliebtesten Beispiele klassischer amerikanischer, vom Jazz beeinflusster Musik. Für das konventionelle Publikum der damaligen Zeit war es äußerst ungewöhnlich, dass ein klassischer Komponist solch stark synkopierte Rhythmen oder verminderte Septakkorde verwendete. Ganz zu schweigen von dem unaufhörlichen Kampf zwischen den Dur- und Moll-Tonalitäten, der am Ende des Werks so prominent hervortritt. Doch die Rezeption der »Preludes« hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt, nicht zuletzt wegen ihrer Vereinnahmung durch die Populärkultur.

ÜBER RICHARD SIEGAL
Im Zentrum der Arbeit des Tänzers und Choreografen Richard Siegal steht die interdisziplinäre Auslotung neuer Formen des zeitgenössischen Tanzes. Nach Jahren enger Zusammenarbeit mit William Forsythe gründete Siegal 2002 die interdisziplinäre Kunst- und Medien-Plattform The Bakery. 2016 gründete Richard Siegal in München das Ballet of Difference (BoD), das sich mit der Frage nach der Differenz beschäftigt. Richard Siegal versucht, gemeinsam mit seiner heterogenen Gruppe von Künstlern unterschiedlichster kultureller und ästhetischer Herkunft die Relevanz der Kunstform Ballett für die Gegenwart aufzuzeigen. Seit Beginn der Spielzeit 2019/2020 ist das BoD am Schauspiel Köln ansässig.

Uraufführung am 27. November 2016 im Rahmen einer Matinee der Heinz-Bosl-Stiftung im Nationaltheater München

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